Silber und Blau – Von den Anfängen der Fotografie
Schnell ein Bild mit dem Smartphone machen, über WLAN mit dem Drucker verbinden und ein Foto ausdrucken, vielleicht noch über den Messenger an Familie und Freunde schicken: Fotos sind heute überall in unserem Alltag und in Minutenschnelle verfügbar. Bis zu unseren heutigen digitalen Fotos war es technisch allerdings ein weiter Weg.
Das Bedürfnis des Menschen, sich und seine Umwelt abzubilden, ist jedoch keine moderne Marotte. Schon in Höhlenmalereien, Skulpturen und Gemälden findet sich dieses Phänomen wieder. Im 19. Jahrhundert erreichte das Bedürfnis mit einer neuen „Schaulust“ einen vorläufigen Höhepunkt. Zahlreiche Erfindungen sollten diese Lust stillen. Das „Panorama“ wurde zum Beispiel sehr beliebt – eine 360°-Malerei in einem kreisrunden Raum, die eine Landschaft abbildet und Betrachtende in eine andere Umgebung versetzen soll.
Auch die Fotografie hat ihre Anfänge im 19. Jahrhundert. Eine einschneidende Erfindung war hier die sogenannte Daguerreotypie, benannt nach dem französischen Maler Louis Daguerre, die 1839 veröffentlich wurde. Daguerre war beteiligt an der Erfindung des Verfahrens, bei dem eine Silberplatte so mit Iod behandelt wurde, dass sie lichtempfindlich wurde. Diese Platte wurde in einen großen Kasten mit Objektiv, also den Kameraapparat, eingesetzt und musste anfangs bis zu 15 Minuten belichtet werden, um eine Abbildung zu zeigen. Zunächst hat man deshalb vor allem unbewegliche Objekte wie Gebäude fotografiert. Fixiert wurde das Bild abschließend mit Quecksilberdämpfen. Das Verfahren war also nicht nur zeitaufwendig und teuer, sondern auch hochgiftig, weshalb viele „Daguerreotypisten“ (wie die Fotografen genannt wurden) sehr früh verstarben. Hinzu kam, dass die Daguerreotypien berührungsempfindlich waren und deshalb luftdicht hinter Glas aufbewahrt werden mussten.
Eine andere frühe Form der Fotografie war die Cyanotypie, die vor allem um 1870 an Beliebtheit gewann. Hierbei wird ein Trägermaterial – Papier oder Stoff – mit einer lichtempfindlichen Lösung im Dunklen bestrichen und getrocknet. Wird dieser Träger dann Licht ausgesetzt, verfärbt er sich blau – daher die Bezeichnung „Cyan“, abgeleitet vom altgriechischen „kyaneos“ (= blau). Stellen, an die keine Sonne gelangt, bleiben weiß und bilden das Motiv ab. Anschließend muss das Trägermaterial in einer Lösung gebadet werden, damit die weißen Stellen sich nicht verfärben. Die britische Naturwissenschaftlerin Anna Atkins hat die Cyanotypie bereits in den 1840ern für Abbildungen von Pflanzen genutzt. Legt man Blätter und Blüten direkt auf das Trägermaterial, werden ihre Formen abgebildet. Das Ergebnis wird als Fotogramm bezeichnet. Diese Verwendung ist heute noch bei vielen Künstlerinnen und Künstlern verbreitet, aber auch für Zuhause ist die Cyanotypie ein beliebtes DIY-Projekt.
Dies ist nur ein kleiner Einblick in Stationen der Fotografie. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Technik rasant weiter. Wer einen frühen Kameraapparat mal in Verwendung sehen möchte, sollte am 22. Oktober 2023 zu uns ins Freilandmuseum kommen. Da sind historische „Photographen“ bei uns im Gelände unterwegs, machen Porträts und können Spannendes über historische Kameratechniken berichten.