Aus unserer Sammlung: Puppenherd
„Spannung im Kinderzimmer“ – Miniaturpuppenherde waren bis in in die 1960er-Jahre voll funktionsfähig. Auf ihnen konnte echt gekocht werden. So auch auf dem Modell des Freilandmuseums.
„Besonders im ländlichen Raum wurden Spielsachen nur an Weihnachten vom Dachboden geholt und neu bestückt unter den Baum gestellt“, weiß Bernd Beck, stellvertretender Leiter des Hohenloher Freilandmuseums. Nur da sei weniger Arbeit und mehr Muße gewesen. Auch kleine Puppenherde kamen bis Mariä Lichtmess am 2. Februar zum Einsatz.
„Bereits ab den 1850er-Jahren wird der Spielzeugherd ein Trend – zunächst im reichen Bürgertum“, weiß er. „Mädchen wurden so spielerisch auf ihre spätere Rolle vorbereitet“. Dazu gehörten Töpfe oder Geschirr im Miniformat der „echten“ Modelle in der Küche. Bis in die Gegenwart gibt es solches Spielzeug aus Holz oder Plastik zu kaufen – mit einem großem Unterschied: Es funktioniert meist nicht.
Im Gegensatz zum weiß-emaillierte Spielzeugherd aus Metall von „Heiliger“. Mit ihm kann tatsächlich gekocht und gebacken werden. Per Stromstecker, mit 220 Volt und damals 700 Watt. „Da kam Spannung ins Kinderzimmer“, nickt Museumsleiter Michael Happe. Denn: „Diese Art von Spielzeugen war durchaus gefährlich“. Es gebe Berichte von Verletzungen und Explosionen. Ältere Puppenherde bis 1945 wurden oft mit Esbit oder Spiritus befeuert.
Der „Heiliger“ aus dem Depot des Museums hat drei Platten und einen Backofen. Bedient wird er mit vier einfachen „An-Aus-Schaltern“. Er ist 25,5 Zentimeter hoch, 22 Zentimeter breit und 24,5 Zentimeter tief und hat geringe Gebrauchsspuren. Der Miniherd ist seit 2014 im Eigentum des Museums und stammt aus Eislingen an der Fils. „Die frühere Eigentümerin ist 1950 geboren. Sie bekam ihn vermutlich zwischen 1958 und 1959 geschenkt“, berichtet Beck. Zusätzlich habe es passende Kinderkochbücher gegeben.
Im Depot des Freilandmuseums lagern einige dieser Miniatur-Küchen-Spielzeuge bis hin zum Puppen-Kaffee-Kochgeschirr der bekannten Marke Melitta. „Aber weil es im ländlichen Raum vor allem in der Weihnachtszeit benutzt wurde, sieht man es selten bei uns“, erläutert Beck. Auch, weil ab November Winterpause sei. Doch man arbeite an einer Ausstellungsidee dazu, verrät er.
Maya Peters stellt in unregelmäßigen Abständen im Haller Tagblatt in der Reihe Perlen aus dem Museum interessante Gegenstände aus unserer Sammlung vor. Die Serie wird in loser Reihenfolge im Haller Tagblatt fortgesetzt.