Aus unserer Sammlung: Schlittschuhe
Wie der Blitz übers Eis – Auch vor rund 100 Jahren fuhren die Menschen im Winter gern Schlittschuh. Einst schnallte man die Kufen an den Alltagsschuh an.
„Man nannte sie auch spöttisch Absatzreißer“, zeigt Bernd Beck auf die anschnallbaren Freizeitkufen der Marke Gloria, Modell Blitz. Dazu trug man normale Winterschuhe. „Die Krallen bohrten sich in die Fersen, angepasst wurden die Länge und Breite mit einem Schlüssel“, erläutert der stellvertretende Leiter des Hohenloher Freilandmuseums. „Die Belastung auf den Schuh war groß, so dass er kaputt gehen konnte“, erklärt er den Spotttitel. Eigentlich sollte das Fußwerk zumindest der Erwachsenen eher ein Leben lang halten, setzt Beck hinzu.
Das Besondere: Dem Museum wurden die 1933 gefertigten Schlittschuhe zusammen mit der grünlichen Kartonage und allem Zubehör 1997 gespendet. Darauf zu sehen ist auf Türkis das Bild eines Mann und einer Frau in Tanzhaltung wie man sie vom Eiskunstlauf kennt. „Elegant, formvollendet und sportgerecht sind Gloria Schlittschuhe“, wirbt der Hersteller „HB“, hinter dem Hermann Becker aus Remscheid steckt, in markanten Lettern. Die 1861 gegründete Firma stellte unter anderem Schlitt‑, Gleit‑, und Rollschuhe sowie Werkzeug her.
Von der Geschichte der Museums-Kufen wisse man kaum etwas, bedauert Beck. „Sie kommen aus Stuttgart. Aber wenn wir etwas bekommen, dann hat das fast immer einen Bezug zur Region“, betont er. Die verchromten Stahlkufen von 28 Zentimetern Kufenlänge wirken wie neu. Sie waren für ein Kind gedacht. Eingeprägt sind neben der Marke, dem Jahr und dem Hersteller auch Kennzeichnungen für rechts und links. „Ein Top-Zustand. Vermutlich wurden sie kaum genutzt“, freut sich Beck. Man sei sehr glücklich über solch guterhaltene Funde.
„Schlittenfahren war im Winter die Freizeitbeschäftigung Nummer Eins. Ab dem Jahr 1910 etwa tauchte auch das Schlittschuhfahren als Sportart der Mittelschicht auf“, erklärt er. Zunächst sei es eher das Vergnügen der Städter gewesen, fand dann aber spätestens in den 1930er-Jahren auch auf dem Land statt. „Schlittschuhe tauchen auf Bildern und Erzählungen auf“, berichtet Beck von Quellen. Oft habe man dazu keine Winterjacke, sondern einen dicken Pullover und lange Socken getragen.
Maya Peters stellt in unregelmäßigen Abständen im Haller Tagblatt in der Reihe Perlen aus dem Museum interessante Gegenstände aus unserer Sammlung vor. Die Serie wird in loser Reihenfolge im Haller Tagblatt fortgesetzt.