Umsiedlung – Flucht – Neuanfang: Bessarabiendeutsche in Hohenlohe (Teil 2)
Das hatten sie sich anders vorgestellt! Noch mitgenommen von der langen Reise hatten die Kolonisten in ihrer neuen Heimat keinen leichten Start:
Das ihnen zugeteilte Siedlungsgebiet lag in einer baumlosen Steppenlandschaft die einer Ödnis glich und wenig Hoffnungen auf eine fruchtbare Landwirtschaft machte. Noch dazu waren vor ihrer Ankunft kaum Vorbereitungen getroffen worden. Häuser gab es wenige bis keine, Baumaterial und Arbeitsgeräte waren nicht vorhanden oder mangelhaft und auch die versprochenen finanziellen Unterstützungen ließen auf sich warten. Vielen Familien blieb zunächst nichts anderes übrig, als in selbstgebauten Erdbehausungen zu leben.
„Den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot“
Aufgrund der prekären Lebensbedingungen starben in den ersten Siedlungsjahren viele Personen durch Hunger und Krankheiten. Siedlungsfortschritte wurden zudem immer wieder durch Epidemien, Viehseuchen, Heuschreckenplagen und Missernten zunichte gemacht. Zusätzlich erschwerten die vor Ort anwesenden, oft korrupten und brutalen, russischen Aufseher das Leben der Neuankömmlinge.
Auf dem Weg der Besserung
Etwa ab 1818 beruhigte sich die Lage ein wenig, als das „Fürsorgekomitee für die Kolonisten Südrusslands“ die Organisation der Ansiedlung übernahm. Das Fürsorgekomitee war eine russische Sonderverwaltung, die als Aufsichts- und Kontrollbehörde für die Vergabe von Land, für die Unterstützung beim Aufbau der Landwirtschaft sowie für die Wahrung der Rechte und Pflichten der Kolonisten zuständig war.
Unter anderem dank dieser neuen Strukturen verbesserten sich die Lebensbedingungen langsam, sodass Häuser gebaut und die Höfe Schritt für Schritt erweitert werden konnten. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stabilisierten sich die Lebensverhältnisse jedoch so weit, dass sich eine vielseitige Wirtschaft entwickeln konnte.
Quellen:
Schmidt, Ute: Bessarabien. Deutsche Kolonisten am Schwarzen Meer. 2. aktualisierte, erweiterte und korrigierte Auflage, Berlin 2008.
Ein Beitrag von Andrea Breul