Von Steinen bis zu Puppenküchen – ein Blick auf unsere Spielzeugausstellung
Anlässlich unseres Vorweihnachtlichen Marktes gab es am 25. und 26. November 2023 eine Ausstellung mit ausgewählten Spielzeugen in unserem Schulhaus aus Satteldorf (Gebäude 12) zu sehen. Dabei konnten wir einige besondere Schmuckstücke zeigen.
Spielzeug hat sich über die Jahrhunderte stark verändert. Das hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass Kinder lange als „unfertige Erwachsene“ galten und ihnen wenig Raum zum Spielen gegeben wurde. Sobald sie körperlich dazu in der Lage waren, mussten die Kinder zuhause mit anpacken und im Haushalt oder auf dem Feld mithelfen, vor allem bei Familien auf dem Land.
Vor 1800 wird es kaum gekauftes Spielzeug auf dem Land gegeben haben. Wege zum Spielen haben Kinder dennoch immer gefunden. Ersatzweise wurde auf Spiele ausgewichen, für die kein Spielzeug benötigt wurde, wie zum Beispiel Fang- oder Rollenspiele. Oft wurde aber auch einfach mit dem Material gespielt, das die Kinder draußen fanden. Steine wurden genutzt um Türme zu bauen, Stöcke wurden zu Schwert und Bogen, Puppen wurden eigenhändig aus Stroh hergestellt.
Mit der Möglichkeit Spielzeug maschinell herzustellen, wurde es üblicher Spielzeug zu kaufen. Gerne wurde es von Paten zur Taufe verschenkt. Dieses Spielzeug wurde oft das ganze Jahr über eingeschlossen und nur über die Weihnachtsfeiertage herausgeholt, damit die Kinder der Familie gemeinsam damit spielen konnten. Es sollte schließlich nicht durch übermäßiges Spielen kaputt gehen. So war es auch bei der Puppenküche, die dem Museum in diesem Jahr geschenkt wurde. Die Küche wurde um 1903 in der „Spielzeugstadt“ Nürnberg erworben. Mit der Eisenbahn kam sie nach Crailsheim. Dort wurde die Puppenküche von den Fabrikantentöchtern Hedwig (*1900) und Paula (*1902) bespielt. Paula wurde Lehrerin und nahm die Puppenküche 1932 mit nach Sulzdorf. Im Schulhaus wohnte sie mit ihrem Mann Paul und ihren beiden Töchtern Heide (*1935) und Ingrid (*1938), die die Puppenküche weiter nutzten.
Das Besondere an der Küche: Der Herd kann mit sogenanntem Esbit Trockenbrenntstoff (von „ Erich Schumms Brennstoff in Tablettenform“) angeheizt werden und ist dann voll funktionsfähig. Die spielenden Kinder haben tatsächlich auf dem Herd gekocht. Besonders an das Apfelmus und die Pfannkuchen, die angefertigt wurden, kann Ingrid sich heute noch erinnern. 1960 hat sie die Puppenküche in ihren Besitz aufgenommen und sie weiterhin für ihre Kinder und Enkelkinder zur Weihnachtszeit aufgebaut.
Eine Puppenküche ist jedoch kein Spielzeug, das sich jede Familie leisten konnte. Viele Kinder hatten einfacheres Spielzeug, wie zum Beispiel Murmeln aus Ton oder Glas. Mit diesen konnten verschiedene Spiele ausgetestet werden. Oft wurden Wurfspiele mit ihnen gespielt, bei denen es Ziel war eine Kuhle oder eine andere Murmel zu treffen.
Oft sollten Spiele jedoch nicht nur der Bespaßung dienen, sondern auch zeitgleich dem Kind etwas beibringen. Darum waren Spielzeuge auch deutlich geschlechterspezifisch aufgeteilt. Mädchen bekamen Puppen und Spielherde, um sie auf ihr Leben als Hausfrau und Mutter vorzubereiten, die Jungen bekamen Holzschwerter und Bögen, um ein guter Soldat zu werden.
Beliebt für alle Kinder waren lehrreiche Bücher, wie zum Beispiel dieses ABC-Buch, das den Kindern mit ansprechenden Bildern und kurzen Texten Buchstabieren beibrachte.
Neben den bereits gezeigten Spielzeugen fanden auch Rudolfs Spielzeuge, die wir Ihnen bereits in diesem Blog (hier geht es zu Teil 1 und hier zu Teil 2) vorgestellt haben, haben einen Platz in der Ausstellung und konnten von Nahem bewundert werden.
Wer es nicht geschafft hat, die Ausstellung am Vorweihnachtlichen Markt anzuschauen, muss sich jedoch keine Sorgen machen. Im Frühling 2024 wird die Ausstellung noch mal gezeigt. Wir halten Sie auf dem Laufenden.